Künstliche Intelligenz – Artikel aus Ausgabe Herbst 2023

Wie KI den Immobilienmarkt verändern wird

KI-basierte Innovationen werden bis 2030 zu mehr als 11 Prozent Wachstum des deutschen BIP führen. Davon geht PricewaterhouseCoopers (PWC), die führende Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft in Deutschland, aus.  In der Immobilienbranche wird die Nutzung von KI nicht nur die Effizienz operationaler Aufgaben verbessern, sondern auch Entscheidungsprozesse verändern.

KI ist jetzt vor allem automatisierende Intelligenz

Derzeit greift Künstliche Intelligenz vor allem in den Prozess der Informationsverwaltung ein. Bislang ist es sehr aufwändig, sämtliche Daten zu einzelnen Objekten als vollständiges Portfolio zu liefern. Der manuelle Prozess, Zertifikate,
Urkunden oder Messungen zu besorgen, beschäftigt Büros und bindet Personal.

Durch sogenannte Smart Contracts lassen sich relevante Informationen aus Verträgen und Dokumenten extrahieren und sinnvoll nutzen. KI kann Due-Diligence-Prüfungen (Markt- und Rechtsanalysen) rascher erledigen. Relevante Fakten aus verschiedenen Datenquellen werden in kürzerer Zeit und mit mehr Datenvolumen analysiert. Dies wird dazu führen, dass die Transaktionsgeschwindigkeit erhöht und der Such- und Sortieraufwand verringert werden. Arbeitsplätze in diesem Bereich werden verschwinden.

KI als erweiternde Intelligenz

PWC geht davon aus, dass sich diese Technologie in den nächsten fünf Jahren stark auf die Beschäftigung und die Zuständigkeit in der Branche auswirkt. Die KI-Tools werden zusätzlich Analysefunktionen in den Bereichen Energie, Brandschutz und Sicherheit übernehmen. Wo heute noch der Termin beim Energieberater nötig ist, wird ein Klick am PC zeigen, welche Energiesparpotenziale eine Immobilie aufweist. Aus gespeicherten Verbrauchsdaten und Kosten liefert sie Prognosewerte: Wo muss saniert werden, was ist aufgrund klimatischer Einflüsse zu beachten? Algorithmen können dementsprechend bei einer ausreichend soliden Datenbasis erste Passgenauigkeit zu Portfolio, Matrix und Datenräume auf Vollständigkeit prüfen. Die Immobilienbewertung, das Property Management und das Facility Management werden sich auf diese Weise mit jederzeit abrufbaren Datenmengen wandeln. Durch die Verknüpfung  mit weiteren Technologien, wie dem Internet of Things (IoT), könnten die konkreten Bau- / Sanierungskosten sofort bestimmt werden.

Dies wird die Kunden in ihren Entscheidungen stark beeinflussen: Nur wo alle Datenparameter stimmen, wird eine Kaufentscheidung getroffen.

KI als Herausforderung

In Deutschland erwartet PWC dank der Nicht-Entwicklung des Standorts und der immensen Bürokratie  erhebliche Hindernisse.  Datenverfügbarkeit, -standardisierung und -nutzung sind aufgrund uneinheitlicher Datenmodelle und gesetzlicher Vorgaben nur eingeschränkt verfügbar. Zudem ist die Infrastruktur nicht genügend ausgebaut. Aber das ist eine lang bekannte Problematik.

Die Herausforderungen werden auch darin bestehen, die Ergebnisse der Künstlichen Tools zu bewerten. KI kann aus- , aber nicht  bewerten. Künstliche Intelligenz ist mächtig, weil sie die Welt eben nicht dreidimensional sieht, und als neuronales Netz agiert ohne eine soziale Prägung wahrzunehmen. Es braucht daher hoch qualifizierte Arbeitskräfte, um KI-Lösungen lebensnah in der Praxis einordnen. Diese virtuellen Tools können die wichtige Funktion des Menschen als Entscheidungsträger nicht ersetzen. Im Immobiliensektor ist daher ein effizientes Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz und menschlicher Entscheidungskraft gefragt.