Baukosten: Verbesserungen und freie Kapazitäten – Artikel aus Ausgabe Winter 2023

Marktbericht: Immobilienmarkt Tegernseer Tal

Baukosten: Verbesserungen und freie Kapazitäten

FAKTEN UND EINSCHÄTZUNGEN VON BAUSTOFFHÄNDLER ERWIN STANG

Hohe Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen haben in den letzten Monaten zu einem Rückgang von Bauvorhaben geführt.

Im Juli 2023 wurde in Deutschland der Bau von 21.000 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 31,5 % oder 9.600 Baugenehmigungen weniger als im Juli 2022.  Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser ging um gut ein Drittel (-36,5 % bzw. -17. 800 Wohnungen) auf 30.800 zurück.

Die Preise für Baumaterialien blieben auch im 1. Halbjahr 2023 auf einem hohen Niveau – trotz unterschiedlicher Entwicklungen bei den verschiedenen Baustoffen wie Holz, Zement oder Stahl. Fast alle Baumaterialien waren im 1. Halbjahr 2023 deutlich teurer als vor der Energiekrise. Vor allem mineralische Baustoffe wie Zement (+41,7 %) oder Bausand (+22,7 %) verteuerten sich auch deutlich gegenüber dem 1. Halbjahr 2022. Auch Dachziegel aus keramischen Stoffen (+28,7 %), Frischbeton (+27,7 %), oder Mörtel (+18,6 %) verteuerten sich gegenüber dem Vorjahreshalbjahr deutlich.

Preisrückgänge gab es dagegen bei Materialien aus Holz und aus Stahl, wie Betonstahl in Stäben (-28,5 %). Konstruktionsvollholz (-28,0 %) und Dachlatten (-25,3 %) verbilligten sich im 1. Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreshalbjahr. Auch die Preise für Bauholz gingen zurück – um 18,6 %.

Zu den Erkenntnissen der Statistiker sind aber auch erste Trends der Entspannung zu spüren. Erwin Stang, Geschäftsführer des Baustofflieferanten Stang in Gmund am Tegernsee, sieht eine leichte Entzerrung. „Verfügbarkeit und Lieferzeiten von Produkten sind kein Problem mehr, wie damals vor einem Jahr“, sagt er. Auch gehen die Preise für einige Bau-Produkte wieder runter. Zudem haben die Handwerker wieder Kapazitäten frei. Auch das dürfte sich auf die Baukostenentwicklung insgesamt auswirken.

Vor allem Renovierungen und Energiesparmaßnahmen kurbeln die Nachfrage an. „Viele Maßnahmen wurden hinausgezögert, können aber jetzt begonnen werden. In meinen Augen ist es der richtige Zeitpunkt“, bewertet Erwin Stang die Situation.

Gleichzeitig bietet aber zum Beispiel Stang einen weiteren Service: Hauseigene Energieberater helfen den richtigen Sanierungsaufwand einzuschätzen und unterstützen bei der Fördermittelsuche. Dieser Service ist auch online über die Website in einem ersten Beratungstool zu bekommen. „Man muss ja fragen: Was macht Sinn bzw. was rechnet sich und wofür benötige ich welche Baustoffe bzw. wie nachhaltig sind diese?“, sagt Erwin Stang.

Sein Fazit insgesamt: Es ist ein hohes Niveau erreicht, aber das pendelt sich ein. Einzelne Faktoren der Baukosten gehen in Teilen auch wieder zurück. Und trotzdem sind aufgrund der allgemeinen Inflation keine gravierenden Preisrückgänge zu erwarten. „Insgesamt wird auch bei uns bezahlbarer Wohnraum dringend benötigt. Hier freut es uns, dass z. B. das Einheimischenprojekt in Hausham angepackt wurde und jetzt auch alle Bauvorhaben starten“.

Erwin Stang, Jahrgang 1973, ist Geschäftsführer des Familienbetriebs. Die Firma Stang wurde 1935 gegründet und ist heute eine der größten Baustoffhandel-Firmen in der Metropolregion München. www.stangs.de